Dr. Schlett informiert

Wie die Gesundheit des Darmes die Gesundheit der Nerven beeinflusst

Ist es nicht seltsam, wenn man im Kopf krank ist und die Wissenschaftler auf unseren Bauch zeigen und meinen, dass dort „der Hund begraben“ sei?
Unsere Medizin hat seit vielen Jahren den Menschen immer mehr in Teilbereiche zerpflückt und unter die Spezialisten verteilt. Der Schilddrüsenpatient geht zum Endokrinologen, derjenige, der Blutdruck-Probleme hat, landet beim Internisten und derjenige, dem es im Gedärme rumort, beim Gastroenterologen.
Aufsehen erregende Untersuchungen haben jedoch erst in diesem Jahr gezeigt, dass sich die Nervenärzte auch um den Bauch und das Gedärme kümmern sollten, weil viele Erkrankungen, die sich im Hirn abspielen, dort ihre Ursache haben können. Multiple Sklerose (MS), Schlaganfall und auch die Demenz- allesamt Erkrankungen, die chronische entzündlich und schwer heilbar sind, können im Darm entstanden sein.
Immer dann, wenn im Gedärme Krieg herrscht (andauernde Unverträglichkeiten, Histaminosen, chronische Verdauungsbeschwerden, schmerzhafte Blähungen und andere Unruhezeichen), überträgt sich dieses Kriegsgetümmel über das Blut auch ins Hirn. Aber statt dort zur Ruhe zu kommen, kämpfen die Immunzellen im Hirngewebe munter weiter, knabbern an Vielem, was nicht für sie bestimmt ist und erzeugen Entzündungen, die sich zu den oben genannten Erkrankungen (MS, Demenz) hochschaukeln können. Die Medizin spricht von einer stillen Entzündungsneigung (silent inflammatory disease), die im Darm beginnt und sich andernorts auswächst.
Wie kommt es zu diesen Darmstörungen.
Unser Leben ist von häufigen antibiotischen Therapien begleitet, die auch notwendig sind und uns überleben helfen. Leider werden mit jeder antibiotischen Therapie auch Millionen von Darmbakterien getötet, ganze Stämme der über 1000 verschiedenen Arten ausgelöscht und ein Trümmerfeld übriggelassen. So sinnvoll Antibiotika bei schweren Infektionen sind, so zwingend notwendig müssen Darmbakterien im Anschluss daran sein. Und zwar solche, die natürlicherweise im Darm auch leben, also Lactobazillen, Bifidobakterien und bestimmte Fäkalbakterien, um nur die wichtigsten zu nennen.
Zum andern hilft uns eine bitterstoffreiche Ernährung, dass die Verdauungsdrüsen aktiv bleiben (Galle, Bauchspeichel, Leber) und das „Mistbeet“, das unser Darm zweifelsohne darstellt, richtig gedüngt wird. Trinkt man bittere Tees, hilft das oft schon, wieder Ruhe ins Gedärme zu bringen. Natürlich muss man auch eine Zeitlang auf alles Rohe verzichten -vor allem Salate und Obst. Erst, wenn die Säfte wieder fließen, kann man auch wieder Frischkost verdauen.
Auch billiges Hähnchenfleisch sollte man meiden, weil mit den Masthähnchen gefährliche Entzündungskeime in den Körper einwandern, die das Immunsystem verwirren.
Man weiß auch, dass die Fettsäuren in den Lebensmitteln eine wichtige Rolle bei der Regulation von Entzündungsneigungen im ganzen Körper spielen. Ungesättigte pflanzliche Öle (reich an Omega-6-Fettsäuren) sind nicht hilfreich, sie machen uns entzündungsbereiter. Wichtiger sind die Omega-3-Fettsäuren von Kaltwasserfischen oder Lein- und Rapsöl.
Es gibt keine Krankheit in unserem Körper, die nicht Ihre Wurzeln in einem ganz anderen Teil haben könnte. Ein Grund mehr, warum Naturheilmediziner schon von Anfang an auf die Bedeutung der Darmgesundheit bei entzündlichen Erkrankungen hingewiesen haben.

Literatur
Hohlfeld R, Wekerle H, Multiple Sklerose und Mikrobiota, Nervenarzt 2015
Berer K er al Commensal microbiota and myelin autoantigen cooperate to bigger autoimmune demyelinisation, Nature 479, 538-541, Nov 2011
Haghikia et alt. Immunity, 2015 (in press)

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